Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Bestand

Bestandsentwicklung in NRW

Die ersten Erfassungen in Nordrhein-Westfalen fanden 1972/1973 durch die Westfälische Ornithologen-Gesellschaft statt. Bis dahin war der Kiebitz so häufig, dass eine flächendeckende Erfassung nicht als notwendig erachtet wurde. Die Kartierungen für den Brutvogelatlas von Nordrhein-Westfalen ergeben für den Zeitraum von 2005 bis 2009 einen landesweiten Bestand von 19.500 Brutpaaren. Im Jahr 2014 wurde der Bestand in Nordrhein-Westfalen aufgrund einer Stichproben-Schätzung auf 12.000 Paare geschätzt. Eine aktuelle Schätzung der Biostationen NRW kommt auf noch rund 8.000 Paare.

Allein in der Zeit von 2009 bis 2017 sank der geschätzte Bestand in NRW damit um 11.500 Paare – dies bedeutet einen Rückgang von fast 60%! Mittlerweile besiedelt der Kiebitz in Nordrhein-Westfalen fast nur noch das Tiefland, während er früher auch noch im Bergland Brutgebiete hatte. Diese wurden sukzessive aufgegeben. Ab 150 m ü. NN gibt es fast keine Brutgebiete mehr.

Bestandsentwicklung im Kreis Soest

Die aktuellste kreisweite Erfassung der Kiebitze durch die ABU, die von zahlreichen Ehrenamtlichen unterstützt wurde, fand im Jahr 2022 statt. Kreisweit konnten nur noch 231 Paare gezählt werden. Bei der vorherigen Bestanderfassung im Jahr 2019 betrug der Bestand noch 308 Paare, davor in 2016 noch 424 Paare.  Die meisten Kiebitze brüteten 2022 im nördlichen Kreisgebiet. Die Reviere am Haarstrang wurden in den letzten Jahren fast vollständig aufgegeben.
Zweidrittel der Reviere befinden sich auf Ackerflächen (49% auf unbearbeiteten Ackerflächen und 13% auf Wintergetreide). Erfreulicherweise brüten mittlerweile 35% des Bestandes im Grünland - meist in Naturschutzgebieten, im Jahr 2019 waren es 20% und in 2016 waren es 9%. In Brachen (z.B. als Greening oder Vertragsnaturschutz) schritten 3%. Im Rahmen der verstärkten Schutzbemühungen wurden in den letzten Jahren vermehrt Flächen für den Vertragsnaturschutz speziell für den Kiebitz eingeworben.

Seit 1997 hat die ABU Zählungen der Brutpaare ehrenamtlich durchgeführt. Die Auswertung zeigt, dass der Bestand von 1997 bis 2022 um fast 80% zurückging. Während zunächst die Brutbestände am Haarstrang und Oberbörde stark rückläufig waren, sank seit 2005 auch die Anzahl der Brutpaare in der Unterbörde.

1972 erfassten Mitarbeiter der Westfälischen Ornithologen-Gesellschaft erstmals die Kiebitzverbreitung im Kreis Soest. Der Kreis wurde hierfür in ca. 700 gleichgroße Rechtecke, den sogenannten Minutenfeldern eingeteilt. Sie haben eine Fläche von je 2 km². Sie wurden daraufhin überprüft, ob Kiebitze dort brüten. Koordiniert durch die ABU wiederholten Ehrenamtliche diese Kartierung in den Jahren 1989, 1997, 2003, 2005, 2012, 2016, 2019 und 2022. Seit 1972 hat die Zahl der besetzten Minutenfelder innerhalb der in allen Jahren untersuchten Schnittmenge (400 Minutenfelder) von 298 (75%) im Jahr 1972/73 auf 60 (15 %) im Jahr 2022 abgenommen. Dies entspricht einem Rückgang um 80% und einer Fläche von 476 km². Mehr dazu finden Sie im ABU Info 2017  und in der Natürlich 2013.