Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Ausgangsrassen

Heckrind

Das Heckrind ist das Resultat des ersten Versuches, ein Abbild des Auerochsen aus Hausrindrassen zu züchten und wurde in den 1920er bis 1940er Jahren von den Brüdern Heinz und Lutz Heck, damals Zoodirektoren in München und Berlin, geschaffen. Die von Heinz Heck verwendeten Rassen, auf dessen Zuchtlinie wahrscheinlich sämtliche heutigen Heckrinder zurückgehen, umfassten Korsisches Rind, Schottisches Hochlandrind, Ungarisches und Podolisches Steppenrind, Anglerrind, Schwarzbuntes Niederungsrind und andere. Das Resultat war zwar ein gegen Krankheiten und Kälte robustes Rind; doch aufgrund der Zuchtgeschichte der Rasse mit eher laschen Selektionskriterien ist das Heckrind heute sehr heterogen bezüglich Farbe, Hörnern und Körperform. Es unterscheidet sich vom Auerochsen in der vergleichsweise geringen Größe, dem kurzen Schädelbau und den meist aufrechten, zu wenig nach innen weisenden Hörnern. Auch ist der Unterschied zwischen Bulle und Kuh in Fellfarbe und Größe in der Regel zu gering ausgeprägt.

Unsere im Jahre 1991 angekauften Heckrinder, welche die Basis der Taurusrinderzucht darstellten, stammten überwiegend aus der Zuchtlinie des Wildgeheges Neandertal. Die Tiere aus dieser Zucht zeichnen sich vor allem durch eine gute Fellfarbe und gute Hörner mit nützlicher Krümmung und Größe aus. Letzteres Merkmal geht höchstwahrscheinlich auf eine in den 1950er Jahren eingekreuzte Watussi-Kuh zurück, deren Vermächtnis sich in teilweise sehr großhörnigen Heckrindern zeigt. Zusätzlich zu Heckrindern aus dem Neandertal verwendeten wir noch zwei Bullen aus dem niederländischen Reservat Slikken van Flakkee.

Sayaguesa
Sayaguesa ist eine Rasse aus der spanischen Zamora-Region. Sie besitzt viele für die Abbildzüchtung nützliche Merkmale, wie etwa die Körpergröße. Kühe erreichen eine Schulterhöhe von rund 155 Zentimetern, Bullen etwa 160 Zentimeter oder mehr. Der hochbeinige Körper verfügt über eine kräftige Schulterpartie. Auch weisen viele Exemplare den für den Auerochsen typischen länglichen Schädelbau auf. Die Hörner weisen immer nach vorne, jedoch drehen sich bei vielen Kühen dieser Rasse die Hornspitzen leierförmig nach außen. Einzelne Exemplare, wie etwa unsere altgediente Kuh Doña Urraca, zeigen jedoch noch eine der Wildform entsprechende deutlich nach innen geschwungene Hornform.

Sayaguesas sind fast immer wildfarben, allerdings mit einem stark reduzierten Geschlechtsdimorphismus. Die meisten Kühe sind ebenso schwarz gefärbt wie die Bullen. Allerdings gibt es immer noch Vertreterinnen dieser Rasse, die braune Schattierungen im Fell und damit einen farblichen Geschlechtsdimorphismus aufweisen. Wir haben uns bemüht, solche Exemplare für die Zucht zu bekommen. Die Sayaguesa-Kuh Baba in der Lippeaue ist ein Beispiel für eine Ur-typisch braun gefärbte Sayaguesa, die allerdings eventuell einen Einfluss der verwandten Rasse Alistana-Sanabresa enthält.

Die Haltung dieser Rasse in der extensiven ganzjährigen Beweidung seit mehr als 20 Jahren hat gezeigt, dass sie mit dem Klima Deutschlands bestens klar kommt.

Die Sayaguesa hat sich nach langjähriger Zucht aufgrund ihrer vielen Auerochsen-artigen Merkmale als eine für die Zucht sehr nützliche Rasse herausgestellt. Mittlerweile ist sie zu der im Stammbaum der heutigen Taurusrinder in der Lippeaue am häufigsten vertretenen Ausgangsrasse geworden.

Chianina
Diese italienische Rasse ist die größte Rinderrasse der Welt. Bullen können eine Widerristhöhe von 180, Kühe von 160 Zentimetern erreichen. Ursprünglich sind Chianinas schlank und hochbeinig gebaut und verfügen über eine kräftige Muskulatur. So offensichtlich die Vorteile dieser Rasse für die Abbildzucht sind, so sind es auch die Nachteile: Die Hörner sind sehr klein, und die Rasse verfügt über mehrere Farb-Aufhellungsgene, die teilweise rezessiv sind. Dadurch können in späteren Generationen immer wieder helle Tiere auftreten, auch wenn deren Eltern dunkel sind. Dennoch hat sich die Verwendung dieser Rasse bewährt: Die Kreuzungstiere behalten meist den hochbeinigen Körperbau, und es war ein merklicher Größenzuwachs gegenüber dem Heckrind zu verzeichnen.

Chianinas wurden in der Fleischrinderzucht in der DDR eingestzt und standen dort in dem Ruf, Probleme mit harschem Wetter und kalten Temperaturen zu haben. Allerdings hat die Ganzjahresbeweidung mit dieser Rasse in der Lippeaue das Gegenteil bewiesen. Chianina können, obwohl ihr Winterfell kürzer als etwa das der meisten Heckrinder ist, problemlos das ganze Jahr im Freien leben.

Toro de Lidia
Toro de Lidia, oder Raza Lidia, ist das Spanische Kampfrind. Viele ursprüngliche Vertreter dieser Rasse sehen dem Auerochsen sehr ähnlich, besonders in Hinblick auf die athletische Körperform. Dennoch haben wir diese Rasse nur mit durchwachsenem Erfolg eingesetzt. So blieben die Kreuzungstiere meist klein, auch hat sich der athletische Körperbau des Kampfrinds nicht so stark vererbt, wie erhofft. Jedoch zeigten etliche dieser Kreuzungsresultate sehr nervöses oder aggressives Verhalten und waren schwierig im Umgang. Deshalb haben wir den Einfluss von Lidia im Genpool der Herde in den letzten Jahren ausgedünnt. In unseren Herden finden sich die Nachkommen von drei Lidias.

Die von uns verwendeten Kampfrind-Kühe kamen mit dem Klima Deutschlands stets gut zurecht.

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