Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Jungvögel

Jedes Jahr im Frühling finden Spaziergänger, Naturfreunde oder spielende Kinder vermeintlich verlassene Jungvögel, versuchen sie aufzupäppeln oder liefern sie bei Tierärzten oder Auffangstationen ab. Dabei ist es zunächst wichtig, zu wissen, dass die Entnahme gesunder Tiere aus der Natur gegen das Naturschutzgesetz und das Tierschutzgesetz verstößt. Zudem stellt die Aufnahme gesunder Jungvögel in die menschliche Obhut in den meisten Fällen für diese keine Hilfe dar. Denn Vögel, die in der Natur aufwachsen, haben deutlich bessere Überlebenschancen.

Grundsätzlich gilt also erst mal: Hände weg von Jungvögeln!!!

Wer aber hat nun Hilfe wirklich nötig und wie verhält man sich richtig? Hilfe benötigen nur aus dem Nest gefallene unbefiederte, verlassene oder erkennbar verletzte Jungvögel.

Viele Jungvögel verlassen bei normaler Entwicklung das Nest zu einem Zeitpunkt, an dem sie noch nicht fliegen können. Besonders häufig ist das zum Beispiel bei jungen Amseln zu beobachten, die das Nest bereits verlassen, wenn sie noch nicht vollständig befiedert sind. Jungvögel halten sich nach dem Verlassen des Nestes in der Umgebung auf, sitzen je nach Art auf Zweigen oder auch am Boden, halten durch Rufe Kontakt zu den Eltern und werden von diesen gefüttert. Um zu beurteilen, ob ein Jungvogel verlassen ist, sollte man ihn aus einiger Entfernung – ohne dass sich die Altvögel gestört fühlen – beobachten. Erst wenn 2-3 Stunden kein Altvogel zur Fütterung erscheint, benötigt der Jungvogel menschliche Hilfe.

Aus dem Nest gefallene, noch nackte Vogeljunge können wieder ins Nest zurückgesetzt werden, damit sie weiter von den Eltern versorgt werden. Sie können die Jungvögel problemlos auch ohne Handschuhe anfassen. Am Boden sitzende Tiere kann man zum Schutz vor Greifvögeln oder Katzen auch ins nahe Gebüsch auf einen Zweig setzen, sie sind dort gut getarnt und der Rufkontakt zu den Eltern bleibt erhalten. Ist der Jungvogel tatsächlich verlassen, erkennbar verletzt oder abgemagert, darf er in menschliche Obhut genommen und gepflegt werden. Ist das Tier verletzt, sollte es unbedingt in einer Tierarztpraxis vorgestellt werden. 

Für den Transport oder die Unterbringung eignen sich Pappkartons und Transportboxen für Tiere (falls vorhanden). Wenn Sie einen Vogelkäfig verwenden, ist es sinnvoll, ihn mit einem Tuch abzudecken. Bedecken Sie den Boden des Behältnisses aus hygienischen Gründen mit einem saugfähigem Papier oder Tuch. Noch nackte Jungvögel brauchen unbedingt eine Wärmequelle (Wärmflasche mit Handtuch umwickelt, Rotlichtlampe).

Was nun?

Die Versorgung von Jungvögel ist mit einem hohen Zeitaufwand verbunden. Deshalb müssen Sie nun entscheiden, ob Sie dies selber leisten können oder das Tier an eine entsprechende Pflegestation weiter geben. Wenden Sie sich am besten an örtliche Naturschutzvereine oder Tierärzte. Im Kreis Soest ist die ABU hier ein richtiger Ansprechpartner. Leider hat auch unsere Pflegestation vor allem im Frühjahr und Sommer nur begrenzte Kapazitäten. Wenn es Ihnen also möglich ist, den Vogel selber aufzuziehen, stehen wir für eine Beratung gerne zur Verfügung. Ausführliche Informationen finden Sie auch im Internet auf der Seite Wildvogelhilfe.