Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Wachtelkönig

Der Wachtelkönig (Crex crex) gehört, wie das bekannte Teichhuhn (Teichralle) zu den Rallen. Seine Körpergröße liegt zwischen der der ähnlich gefärbten Arten Rebhuhn und Wachtel. Die Oberseite ist rötlichbraun mit dunkler Fleckung. Im Flug fallen die herunter hängenden Beine und die rotbraune Flügelfärbung auf. Die nestflüchtenden Jungvögel sind an ihrem schwarzen Dunengefieder zu erkennen. Der Wachtelkönig lebt sehr versteckt und ist daher sehr selten zu sehen. An seiner vor allem in der Nacht zu hörenden monotonen Rufreihe ist sein Vorkommen dennoch sicher festzustellen. Sie besteht aus einer regelmäßigen Folge zweisilbiger knarrender „krreck krreck“ Rufe. Der wissenschaftlicher Name Crex crex gibt diese Rufreihe lautmalerisch wieder.

Der ursprüngliche Lebensraum des Wachtelkönigs sind Seggenbestände und Röhrichte der Niedermoore und Flussauen. In der Kulturlandschaft werden vor allem extensiv genutzte Wiesen und Brachen besiedelt, in einigen Regionen wie in der Hellwegbörde auch Ackerflächen, vor allem mit Luzerne- und Getreideanbau. Die Nahrung des Wachtelkönigs besteht überwiegend aus Wirbellosen wie Insekten, Regenwürmern und Schnecken.

Der Wachtelkönig überwintert in Afrika. Die Brutvögel treffen meist im Mai bei uns ein. Nach der Ankunft beginnen die Männchen durch ausdauerndes nächtliches Rufen ein Revier abzugrenzen und Weibchen anzulocken. Dabei können mehrere Männchen Rufergruppen bilden. Das Weibchen führt die Brut und Jungenaufzucht alleine durch, während das Männchen versucht, ein neues Revier zu besetzen und sich erneut zu verpaaren. Dazu kann es sich in der derselben Brutsaison auch in weiter entfernte Gebiete ansiedeln. Das Nest wird im Umfeld des Rufstandortes am Boden in dichter Vegetation angelegt. Das Weibchen verlässt die nestflüchtenden Jungvögel bereits, bevor diese flugfähig sind. Bei frühen Bruten kann eine Zweitbrut erfolgen, bei Brutverlusten wird eine Ersatzbrut durchgeführt, so dass die Brutzeit des Wachtelkönigs bis in den August reicht. Nach der Brutzeit wechseln die Altvögel ab Mitte Juli ihr Federkleid und können dann für einige Zeit nicht fliegen. Der Wegzug erfolgt ab Ende August.

 

Die Hellwegbörde ist neben der Lippeaue das wichtigste Brutgebiet des Wachtelkönigs in NRW. Dieses Vorkommen ist schon seit den 1960er Jahren bekannt. Es wird in den letzten Jahren bei großen arttypischen Schwankungen auf etwa 20 bis 60 rufende Wachtelkönige geschätzt. Schwerpunkt der Verbreitung sind die Kammlagen und der südliche Hang des Haarstranges. Der Wachtelkönig lebt hier vor allem in Getreidefeldern und Brachen, in früheren Zeiten auch in Kleeschlägen. In der Lippeaue und den umliegenden Feuchtwiesengebieten lebt er dagegen überwiegend im extensiv genutzten Grünland.   

 

Neben dem Verlust von naturnahen Lebensräumen durch Entwässerung und Änderung der Landbewirtschaftung sind Verluste der Jungvögel und der während der Mauser nicht flugfähigen Altvögel während der Mahd oder Ernte die wichtigste Gefährdungsursache. Durch die Schaffung von Grünland, Brachen und Grünstreifen und durch extensiven Anbau von Sommergetreide können neue Lebensräume für den Wachtelkönig geschaffen werden. Da sich die Nester des versteckt lebenden Wachtelkönigs nicht genau lokalisieren lassen, werden im Mai und Juni die Standorte rufender Wachtelkönige von Mitarbeitern der Biologischen Station der ABU erfasst. Landwirte, auf deren Flächen Rufer festgestellt wurden, werden gebeten, bei der Mahd oder Ernte Rücksicht zu nehmen. Indem die Fläche nicht, wie üblich, mehrfach umfahren wird, sondern von einer Seite zur anderen abgeerntet wird, haben die Vögel die Chance, vor der Mahd fliehen, ohne dabei die Deckung zu verlassen. Ein nicht gemähter Reststreifen kann dann die Überlebenschance der Jungvögel deutlich erhöhen.