Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Rotmilan

bearbeitet von Dr. Ralf Joest

Der elegant und leicht segelnde Rotmilan (Milvus milvus) oder die "Gabelweihe" ist anhand seines kontrastreichen rötlichbrauen und schwarzweißen Gefieders und dem langen, V-förmig gegabelten Schwanz unverkennbar.

Seine bevorzugten Lebensräume sind abwechslungsreiche Kulturlandschaften mit Wäldern und Feldgehölzen für die Nestanlage und offene Grünland- und Ackerflächen für die Nahrungssuche. Die Nester werden überwiegend in offenen Randbereichen von älteren Laubgehölzen (Eichen und Buchen) angelegt. Sie können über mehrere Jahre genutzt werden, allerdings sind Wechsel der Neststandorte nicht ungewöhnlich. Typisch für den Rotmilan ist das Eintragen von Papier, Folien und anderen Materialien. Hauptnahrung sind kleinere Säugetiere und Vögel der offenen Landschaft, wobei auch Aas und Abfälle einen wichtigen Anteil ausmachen. Die Nahrungssuche kann in Entfernungen bis zu mehreren Kilometern vom Neststandort erfolgen. Nach der Brutzeit halten sich die Brutvögel noch bis zum Herbstzug in dieser Region auf, gemeinsam mit Zuzüglern aus östlichen Brutgebieten können sie bis zum Abzug im Oktober größere Schlafplatzansammlungen auf der Paderborner Hochfläche und entlang des Haarstranges bilden.

Der europäische und weltweite Gesamtbestand verteilt sich auf ein vergleichsweise kleines Brutareal, das sich von der iberischen Halbinsel in einem breiten Gürtel bis Osteuropa und Südskandinavien erstreckt. Wichtige Dichtezentren sind die Iberische Halbinsel und Mitteleuropa. Mitteleuropäische Rotmilane sind überwiegend Zugvögel, die im Oktober/November zur Überwinterung in Südwesteuropa, vor allem auf der Iberischen Halbinsel, abziehen. Der Heimzug der hiesigen Brutvögel und die Reviergründung beginnen ab Mitte Februar. Im Kreis Soest brüten nach Kartierungen im Jahr 2018 und 2019 etwa 40 bis 50 Rotmilanpaare. Diese Zahlen legen für den Kreis Soest eine auch landesweit festzustellende Zunahme gegenüber der Jahrtausendwende, nicht aber gegenüber den 1980er Jahren nahe. Schutzmaßnahmen beziehen sich insbesondere auf die Verbesserung der Nahrungsgrundlage in der Agrarlandschaft, die Erhaltung geeigneter Bruthabitate und deren Schutz vor Störungen sowie die Vermeidung von Verlusten an Windenergieanlagen.