Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Wo bleibt der Regen?

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Seit sechs Wochen hat es nicht mehr nennenswert geregnet, und die Aussichten verheißen kaum Änderung. Von Aprilwetter keine Spur. Das macht nicht nur den Förstern Sorgen. Die Feuchtgebiete im Kreis Soest wie die Lippeaue und die Ahsewiesen trocknen zunehmend aus – zu einer Zeit, in der die Natur das Wasser dringend braucht.

Noch im März stand Wasser auf vielen Wiesen und Weiden in unseren Schutzgebieten. Zahllose Enten und Watvögel machten bei uns Rast auf ihrem Weg in die östlichen und nördlichen Brutgebiete. Wir durften hoffen, dass auch seltene Entenarten wie Löffelente und Knäkente sich hier bei uns zum Brüten entscheiden. Und nun das! Wie kann das sein? 

Es gibt einen ganz simplen Grund für das rasche Austrocknen: Entwässerung! Die ganze Landschaft ist auf Entwässerung getrimmt, für die landwirtschaftliche Nutzung, für die Entwässerung von Straßen und Siedlungen. Möglichst schnell weg damit, das war über Jahrhunderte der Umgang mit Wasser, und ist es auch heute noch.

Im Kreis Soest wurden bis in die 1980er Jahre Gewässer technisch ausgebaut und tiefer gelegt, wurden die letzten kleinen Feuchtgebiete dräniert und entwässert. Dann begannen die Bemühungen, ein bisschen der feuchten Restnatur zu bewahren. Hier und da gelang es, den ein oder anderen Entwässerungsgraben zu schließen. Meistens war die Wirkung dieser Maßnahmen gering, weil das meiste Wasser, das einst in die Niederungen und Auen floss, außerhalb der Schutzgebiete in tiefen Gräben abgeleitet wird.

Selbst wenn wir einen normalen April mit typischem Schauerwetter gehabt hätten, unseren Schutzgebieten in den Niederungen und Auen ginge es nur wenig besser. Was muss also geschehen?

Die ABU hat inzwischen eine Bestandsaufnahme für über tausend Hektar Schutzgebietsfläche gemacht, die in den vergangenen 30 Jahren durch die öffentliche Hand und die NRW-Stiftung erworben wurden. Ergebnis: Über 95% der Fläche leidet wegen Entwässerungsgräben unter akutem Wassermangel.

Warum ist es so schwierig, die Situation unserer Schutzgebiete zu verbessern?

Entwässerungsgräben verschließen und Gewässer renaturieren geht nur, wenn private Flächen nicht beeinträchtigt werden. Das ist selbstverständlich. Als man von 1990 bis etwa 2010 mit segensreicher Unterstützung der Flurbereinigungsbehörde Flächen für den Naturschutz erwarb, konnte nicht jede benötigte Fläche erworben werden, auch hatte man nicht immer im Blick, welche Flächen für eine angestrebte Verbesserung des Wasserhaushaltes benötigt werden würden. Heute kennen wir diese Flächen. Mit einem begrenzten zusätzlichen Flächenerwerb hätten wir die Chance, in vielen Schutzgebieten großartige Verbesserungen zu erreichen.

Wir wissen, was zu tun ist. Für annähernd 10 Projekte hat die ABU die Maßnahmen ermittelt, mehrere Projekte haben wir durchgeplant, sie sind reif für Genehmigung und Förderung. Doch was uns heute fehlt, ist eine tatkräftige Flurbereinigungsbehörde, die mit ihren Möglichkeiten und ihrer Kompetenz Flächenerwerb und Flächentausch organisiert – zum Wohle des Naturschutzes und mit Akzeptanz der Landwirtschaft. Es ist eine staatliche Aufgabe, diese Schutzgebiete in einen guten Zustand zu bringen. Wir, das sind auch viele Ehrenamtliche, engagieren uns für staatliche Aufgaben! Die Naturschutzbehörden unterstützen uns, doch wo ist das Engagement des Staates, sprich der Landesregierung, beim Flächenerwerb? (J. Drüke)