Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Weihensaison 2025

Veröffentlicht am

Eine wechselhafte Weihensaison endet. Der Brutbestand der Wiesenweihe in der Hellwegbörde sank von 28 Paaren im Vorjahr auf 25 Paare im Jahr 2025. Trotz einiger früher Verluste konnte lediglich eine Nachbrut festgestellt werden. Zwanzig Brutplätze befanden sich im EU-Vogelschutzgebiet (VSG) Hellwegbörde, fünf außerhalb – davon drei knapp jenseits der Weihenkontrollfläche im Kreis Warendorf. Diese wurden aufgrund der unmittelbaren Grenzlage einfachheitshalber mitgerechnet und im Jahresbericht gesondert aufgeführt (drei Paare, davon zwei erfolgreich, ein Verlust, insgesamt acht Jungvögel).

Das Verbreitungsbild wich in diesem Jahr leicht von den Vorjahren ab: Das wichtigste Dichtezentrum war erneut der Raum Langeneicke–Geseke–Salzkotten mit zehn Paaren (2024: 14). Besonders im Bereich Salzkotten siedelten sich deutlich weniger Paare an (vier 2025, sieben 2024). Zwischen Soest und Erwitte brüteten wie im Vorjahr sechs Paare, auf dem Haarstrang zwei. Im Kreis Unna sowie im westlichen Kreisgebiet kam es dieses Mal zu keiner Brut. Dafür brüteten erneut zwei Paare bei Borgeln südlich des NSG Ahsewiesen. Auffällig war hier die Nestlage: Eines befand sich nur 150 Meter von einer Siedlung entfernt, das andere lediglich 50 Meter von der Bahnlinie und fast direkt unter einer 110-kV-Leitung. Bemerkenswert war zudem die Entstehung eines neuen Dichtezentrums im Bereich Lippetal an der Grenze zum Kreis Warendorf – dort konnten erstmals fünf Brutpaare festgestellt werden. Insgesamt lagen die Nester 2025 weiter auseinander. Mehrere Paare mit brutverdächtigem Verhalten blieben ohne Nachweis – u. a. bei der Lohner Warte nahe Sommerhof, in Ebbinghausen sowie bei Westereiden. Bei Salzkotten musste ein Paar nach dem Verlust des Männchens die Brut aufgeben. 

Aus Nordrhein-Westfalen wurden uns sieben weitere Bruten gemeldet: je eine in den Kreisen Borken, Euskirchen und Minden-Lübbecke sowie je zwei im Rhein-Erft-Kreis und im Kreis Düren (B. Dellwisch, M. Fehn, L. Meckling).

Der Bestand der in Ackerkulturen brütenden Rohrweihen zwischen Unna und Paderborn lag bei 25 Bruten (2024: 13), darunter 16 im VSG Hellwegbörde. Innerhalb des Gebiets sind nach vorläufiger Auswertung etwa 28 Brutpaare anzunehmen. Das bedeutendste Zentrum bildeten fünf Paare im und um das NSG Ahsewiesen. In einigen Feldfluren wurden adulte, brutverdächtige Vögel beobachtet, ohne dass es tatsächlich zur Brut kam. Die sonst ab Ende Mai regelmäßig auf dem Haarstrang auftretenden, noch nicht geschlechtsreifen Rohrweihen, die dort mausernd übersommern, wurden erneut nur in geringer Zahl auf zwei Kontrollflächen festgestellt.

Kornweihen brüteten 2025 nicht in der Hellwegbörde. Allerdings zeigte sich ein brutverdächtiges Paar im Raum Neuengeseke, und im Bereich Unterberg/Schachtrup wurden zahlreiche späte Beobachtungen jagender Altvögel gemacht. Steppenweihen wurden zu Beginn der Brutzeit gesichtet, Sumpfohreulen dagegen weder beobachtet noch gemeldet.

Standardisierte Mäuseloch-Erfassungen auf über 100 Stoppelfeldern im Juli und August ergaben – wie schon 2022 – extrem niedrige Dichten wie bereits im Vorjahr. Die höchsten Werte wurden bei Lippetal-Unterberg, Neuen-/Altengeseke und Hemmern-Meiste festgestellt. Große, offene Jagdflächen entstanden während der Brutzeit durch die frühe Mahd von Feldgras- und Grünroggenflächen (Ende April bis Mitte Mai). Das Wintergetreide war allgemein dicht gewachsen und bot wenig Möglichkeiten zur Mäusejagd. Die Gerstenernte setzte früh ein und verlief rasch, sodass in den Tieflagen bereits am 4. Juli über 90 % der Gerstenschläge abgeerntet waren, womit sich wieder gute Jagdmöglichkeiten boten.

Die Wiesenweihe brütete überwiegend in Wintergerste, außerdem fünfmal im Weizen, zweimal in Triticale, einmal in Feldgras sowie einmal im Roggen. Mit 51 flüggen Jungvögeln, genauer gesagt 2,04 pro Brutpaar, wurde in Mittel- und Ostwestfalen ein guter Fortpflanzungserfolg erzielt. Aufgrund der geringen Feldmausdichten kam es dennoch zu einzelnen Verlusten durch Verhungern. Hinzu kam eine hohe Prädationsrate von 32 %. Vier Erstbruten scheiterten bereits in der Eiphase – Spuren deuteten auf Säugetiere hin. Drei knapp vier Wochen alte Jungvögel fielen trotz Schutzzaun Prädatoren zum Opfer. Wegen der frühen Ernte mussten die meisten Nester mit Ernteschutzzonen gesichert werden. Bis auf wenige Ausnahmen erhielten sämtliche Jungvögel einen Metallring der Vogelwarte sowie zusätzlich einen weißen Farbring, der per Spektiv ablesbar ist.

Zudem konnten einige spannende Ringablesungen gemacht werden. Im Raum Verne im Kreis Paderborn brütete ein Weibchen aus Polen, welches als Nestjunges im Jahr 2022 in Stary Białcz, Wielkopolskie Woiwodschaft beringt wurde. Die Farbringe von zwei Männchen wurden in rund 100 km bzw. 150 km entfernten Brutgebieten in den Kreisen Minden-Lübecke und Wetterau abgelesen. Diese Ringe erhielten Jungvögel aus Nestern in Horn  (2021) bzw.  Ebbinghausen (2020). Bemerkenswert ist dabei, dass diese Männchen schon in den Jahren 2024 bzw. 2023 an ihren auswärtigen Brutplätzen abgelesen worden waren, so dass in beiden Fällen von einer neuen Bruttradition gesprochen werden kann. Ein Männchen, das im Jahr 2023 bei Salzkotten brütete, wurde am 28.07.2025  im Vogelschutzgebiet "6314-401; Ackerplateau zwischen Ilbesheim und Flomborn"  wohl auf dem Durchzug anhand seines Farbringes identifiziert. 

Die 25 erfassten Rohrweihennester verteilten sich auf zehn in Wintergerste, drei in Winterweizen, je eines in Triticale und Roggen, drei in Raps sowie drei in Feldgras. Der Bruterfolg betrug 43 flügge Jungvögel, entsprechend 1,72 pro Brutpaar – ein vergleichsweise niedriger Wert, der jedoch aufgrund der höheren Anzahl von Paaren insgesamt mehr Jungvögel hervorbrachte. Vier Gelege wurden vermutlich durch Säugetiere zerstört, in weiteren Fällen fielen fast flügge Jungvögel Prädatoren zum Opfer. Nur einige Nester konnten durch Elektro- oder Gitterschutzzäune geschützt werden; 27 Jungvögel erreichten dank Ernteschutzzonen die Flugfähigkeit.

Alle Landwirte, deren Felder noch nicht flügge Jungvögel beherbergten, beteiligten sich am Schutzprogramm. Für die Schutzzonen wurde der Ertragsausfall aus Landesmitteln kompensiert. Insgesamt wurden 21 Vereinbarungen geschlossen (18 in Gerste, drei in Feldgras). Neue, zuvor unbekannte Nester wurden während der Ernte 2025 nicht entdeckt.