Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Vertragsnaturschutz fördert Schmetterlinge

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Gefördert durch Angebote des Vertragsnaturschutzes oder Agrarumweltmaßnahmen legen inzwischen viele Landwirte Blühstreifen, Brachen oder extensivierte Getreideäcker an. Diese sollen im Vogelschutzgebiet Hellwegbörde natürlich besonders den Feldvögeln zu Gute kommen, zielen aber auf die Förderung der gesamten Lebensgemeinschaft - vom Ackerstiefmütterchen bis zur Wiesenweihe - ab. In den letzten Jahren sind zu Recht auch die Insekten in den Fokus dieser Bemühungen getreten. Im Rahmen eines Projektes zur Biodiversitätsberatung für Landwirte durch die Landwirtschaftskammer besteht die Gelegenheit, die Eignung dieser Maßnahmen auch für Insekten neu zu bewerten. Die Methode zur Erfassung der Tagfalter als Indikatorgruppe orientiert sich am Standard für das bundesweite Insektenmonitoring. Dabei werden entlang von jeweils gut einen Kilometer langen Wegstrecken die Tagfalter gezählt.

So konnte ich im vergangenen Sommer auf acht Strecken insgesamt 19 Falterarten beobachten. Auf den fünf intensiver ackerbaulich bewirtschafteten Probeflächen der Unterbörde und des Haarstranges zwischen fünf und acht, auf der Probefläche Westereiden mit höherem Vertragsnaturschutzanteil bzw. der Probefläche Domhof mit Randbereichen der Pöppelsche zehn bzw. acht Arten und auf dem durch extensiv beweidetes Grünland und Säumen geprägten Kleiberg zum Vergleich sogar 15 Arten. Die mit Abstand häufigste Art war der nahezu überall vorkommende Kleine Kohlweißling, gefolgt vom Großen Ochsenauge und dem Kleinen Wiesenvögelchen. Diese Beiden waren relativ häufig, aber ausschließlich auf extensiv bewirtschafteten Flächentypen wie Vertragsnaturschutzflächen, älteren Blühstreifen, Grünland und breiten Säumen zu sehen. Dem entsprechend war die Individuendichte und die Artenzahl an Abschnitten, die an solchen Flächen entlangführten, sehr viel höher als an Abschnitten entlang von konventionell bewirtschafteten Ackerflächen. Alle anderen Arten, selbst die weit verbreiteten „Brennesselfalter“, traten dagegen deutlich zurück.

Bemerkenswert waren Funde des recht seltenen Kleinen Perlmutterfalters auf den Vertragsflächen. Er ist die typische Falterart extensiver Ackerflächen. Seine Raupen entwickeln sich am Ackerstiefmütterchen. Außerdem fanden sich auf eingesäten Ackerbrachen des Haarstranges auch wiederholt Schwalbenschwänze. Ihre Raupen entwickeln sich an der auf diesen Flächen etablierten Wilden Möhre.

Diese Ergebnisse sind ein weiteres Beispiel dafür, dass extensiv bewirtschaftete Flächen, wie sie im Rahmen des Vertragsnaturschutzes entstehen, einen wesentlichen Beitrag zu Förderung der Insektenvielfalt in der Agrarlandschaft leisten können. Für den langfristigen Erfolg ist aber eine dauerhafte Umsetzung hochwertiger Maßnahmen mit ausreichendem Flächenumfang erforderlich. Die Rahmenbedingungen für eine naturverträglichere Landwirtschaft werden mit der neuen Förderperiode der gemeinsamen Agrarpolitik der EU gesteckt. Deren konkrete Ausgestaltung liegt aber in der Verantwortung der Länder (Ralf Joest).