Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Tödliche Falle

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Wieder einmal hat sich ein tragischer Fall in unserer Pflegestation für Wildvögel ereignet. Eine verletzte Steppenmöwe wurde in Hamm gefunden und von uns abgeholt. Als der Vogel uns erreichte stellte sich schnell heraus, dass es sich nicht um eine der üblichen Verletzungen handelte. Die Möwe lag auf dem Rücken und konnte sich nicht bewegen. Sie hatte sich an einem Angelköder – einem künstlichen Fisch versehen mit mindesten 2 Drillingshaken – verfangen. Wahrscheinlich hat sich zuerst ein Haken in das linke Bein gebohrt, die Möwe versuchte daraufhin mit dem Schnabel den Fremdkörper zu entfernen, wobei sich dann der andere Haken durch den Oberschnabel bohrte. Dies führte zu einer kuriosen Fesselung und machte den Vogel völlig bewegungsunfähig. Wäre er nicht gefunden worden, hätte das einen qualvollen Tod für ihn bedeutet.

Die Haken ließen sich zwar problemlos entfernen, hatten am Bein aber eine tiefe Schnittwunde verursacht. Die Möwe verweigerte dann aber jegliche Futteraufnahme und verstarb nach 2 Tagen. Die Vermutung liegt nahe, dass das Tier noch einen weiteren Haken oder eine Angelschnur geschluckt hat und ein Darmverschluss ursächlich zum Tode führte, denn ein so großer Vogel verhungert normalerweise nicht in 2 Tagen. Der Vogel wurde übrigens am 11.06. 2018 in Mücheln am Geiseltalsee, Saalekreis in Sachsen-Anhalt beringt und dann 2018 noch zweimal in Sachsen-Anhalt (Burgliebenau, Döllnitz Saalekreis) beobachtet. Im Mai 2019 hielt die Möwe sich auf der Insel Langenwerder in Mecklenburg-Vorpommern auf. Der Wiederfund in Hamm-Uentrop war 527 Tage nach der Beringung und 264 km westlich vom Beringungsort.

Den Fall der Möwe möchten wir zum Anlass nehmen, an alle Angler zu appellieren, keine Kunstköder und Haken oder Schnüre achtlos in der Landschaft zu hinterlassen. Ähnlich wie anderer Müll, Plastikbecher, Gläser oder Gummiringe, können diese Dinge zu tödlichen Fallen für viele Tiere werden.