Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Bach im Naturschutzgebiet zerstört

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Anfang Oktober wurde der Stirper Mühlenbach auf einer Länge von rund 500 m ausgebaggert und dabei fast komplett zerstört. Die Strecke zwischen dem Kuhlbuschweg in Stirpe und der Stirper Mühle war Lebensraum bedrohter Arten wie Groppe – ein kleiner Bodenfisch – und Bachneunauge. Außerdem befand sich mindestens ein Biberdamm in dem Bachabschnitt. Der empfindliche Lebensraum ist Naturschutzgebiet und außerdem FFH-Gebiet, also ein europäisches Schutzgebiet. Biber, Groppe und Bachneunauge gehören zu den besonders geschützten Arten.

Die von der Stadt Erwitte jetzt ohne Rücksprache mit dem Kreis Soest durchgeführten Baggerarbeiten entnahmen Wasserpflanzen und Bachsohle mitsamt allen dort lebenden Tieren und bedeckten die Ufer mit dem Aushub. Dr. Margret Bunzel-Drüke von der ABU, die das Gebiet seit langem im Auftrag von Kreis Soest und Land NRW betreut, war fassungslos: „Die Fischbestände sind komplett vernichtet, nicht einmal mehr Stichlinge waren zu sehen!“

Die Bagger beschädigten auch Wurzelstöcke von Ufergehölzen und bedeckten andere Wurzelräume mit Baggergut, so dass die Bäume ersticken können.

Eine Erholung des Baches ist so nicht mehr möglich. Zum einen kann eine Wiederbesiedlung durch Fische von bachabwärts nicht stattfinden, weil das Wehr der Stirper Mühle ein unüberwindliches Hindernis für Wassertiere darstellt, zum anderen wurde auch der Kies aus der Sohle des Baches herausgebaggert, der den Laichplatz von Bachneunaugen darstellte.

Das Naturschutzgebiet „Olle Wiese“ mit seinen Bächen wurde in den letzten Jahren schon mehrfach beeinträchtigt. Im Trockenjahr 2023 führten Manipulationen an Staueinrichtungen dazu, dass der Biberteich mehrfach beinahe trockenfiel und der Stirper Mühlenbach bis auf einige Kolke austrocknete. Anwohner retteten damals Bachneunaugen. Die neuen Baggerarbeiten machten nun diese Hilfsmaßnahme zunichte.

Der Sinn der Baggerarbeiten bleibt uns verborgen. Bisher wurde als Problem immer genannt, dass zu viel Wasser im Stirper Mühlenbach ein Problem für die Stirper Mühle bedeute. Jetzt kann das Wasser ungehindert und schneller als zuvor zur Mühle strömen.

Die ABU fordert sofortige Hilfsmaßnahmen für den Stirper Mühlenbach. Dazu gehören die Rückgabe des Kieses in den Bach, die Entfernung des restlichen Baggergutes von den Ufern, insbesondere von den Wurzelräumen der Bäume. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die die Umlegung des unteren Bachabschnittes aus seiner jetzigen Hochlage in den Tiefpunkt der Aue, wodurch das Wehr der Stirper Mühle umgangen werden kann. Dann besteht die Möglichkeit, dass Groppen, Bachneunaugen und Elritzen von bachabwärts wieder einwandern. Aber auch dann dauert es Jahre, bis sich die Bestände wieder aufbauen.