Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz im Kreis Soest e.V.
Biologische Station Soest

Mähroboter - tödliche Falle für Igel

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Rasenmähen ist aus der Mode gekommen. In vielen Gärten übernehmen automatische Mähroboter diese Aufgabe. Sie sind häufig unterwegs und halten den Rasen dauerhaft kurz. Doch was bedeutet der Einsatz eines solchen Roboters für den Garten als Lebensraum von Tier- und Pflanzenarten?

Mit der Zunahme von Mährobotern in den letzten Jahren haben schwere Verletzungen insbesondere beim Igel deutlich zugenommen. Im vergangenen Jahr wurden mehrere stark verletzte Igel bei der Pflegestation der ABU abgegeben. „Schwerste Verletzungen im Kopfbereich sind häufig die Folge des Einsatzes des Mähroboters“, berichtet Dr. Dieter Hegemann, ehrenamtlich aktiver Tierarzt der ABU. „Die Tiere weisen Schälwunden von der Nackenspitze bis zum Genick oder häufig auch am Rücken auf. In der Regel bedeutet ein Zusammenstoß mit einem Mähroboter das Todesurteil für einen Igel“, erläutert Dr. Hegemann weiter. Doch warum flüchten die Tiere nicht? Im Gegensatz zu Katzen, Mardern oder Hunden läuft ein Igel nicht weg, wenn der Roboter kommt. Seine Strategie zur Verteidigung gegen Feinde in der Natur ist das einrollen, er vertraut dabei auf sein Stachelkleid. Viele Mähroboter überfahren dann das Tier, so entstehen die schweren Verletzungen. 

Dabei sind Igel auch besonders wichtige Helfer im Garten. Sie vertilgen Schnecken und andere Schädlinge und leisten so einen wertvollen Beitrag für den Schutz von Zier- und Nutzpflanzen.

Inzwischen hat auch die Industrie das Problem erkannt und reagiert. Es wurden verschiedene Modelle entwickelt, die für Igel und andere Kleintiere weniger gefährlich sind. Durch den Einsatz von Sensoren, die ein Hindernis frühzeitig erkennen und dann abdrehen, lassen sich Verletzungen von Kleintieren effektiv vermeiden. Andere Modelle weisen eine tiefe Schürze auf, die Klingen sind darunter so angebracht, dass es im Falle eines Zusammenstoßes nicht zu Verletzungen kommen an.

Ein einfach und effektiver Schutz für Igel ist es, wenn man den Mähroboter ausschließlich tagsüber laufen lässt. Denn Igel sind meist in der Dämmerung und nachts unterwegs. Allerdings weist Dr. Hegemann darauf hin, dass im Spätherbst die Jungigel auch tagsüber unterwegs sind. Daher wird inzwischen auch von den Herstellern empfohlen, die Mähroboter nur unter Aufsicht mähen zu lassen. 

Jedoch nicht nur im Hinblick auf Igel sind Mähroboter im Garten aus ökologischer Sicht ein Problem. Da der Rasen ständig kurz gehalten wird, entsteht eine sehr einheitliche Vegetationsstruktur. Es können sich kaum Blühpflanzen und Kräuter entwickeln. Dementsprechend artenarm ist ein solchermaßen gepflegter Rasen. Insekten und Vögel finden kaum noch Nahrung.

Für ältere und körperlich eingeschränkte Menschen ist ein Mähroboter sicher eine gute Lösung. Soll ein neues Gerät angeschafft werden, empfehlt die ABU jedoch auf einen entsprechenden Igelschutz zu achten. Der nächtliche Einsatz des Roboters sollte nach Möglichkeit ganz vermieden werden. Und: wer trotz Mähroboter etwas für die Natur machen möchte, kann kleinere Flächen in seinem Garten zu Blühwiesen entwickeln. Diese müssen nur ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden.

Wer kann, sollte jedoch auch weiterhin auf ein solches Gerät verzichten. Gerade im Hinblick auf den Rückgang der Artenvielfalt in unserer intensiv genutzten Landschaft sind naturnahe Gärten ein wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen, Insekten und andere Kleintiere, wie den Igel.