Erfolgreicher Weihenschutz
Veröffentlicht amWestfälischer Weihenschutz, eine sehr erfolgreiche Kooperation von Landwirtschaft und Naturschutz
Schon vor über 50 Jahren fingen Naturfreunde in der Soester Börde an, Nester der seltenen Wiesenweihen zu schützen. Im Jahr 1993 wurde der Schutz mit Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen dann auf eine professionelle Basis gestellt. Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Biologischer Umweltschutz (ABU) – Biologische Station Soest kümmern sich seitdem um den Schutz von Wiesenweihe und Rohrweihe.
Im Jahr 2006 übernahm der Biologe Hubertus Illner die Aufgabe des Weihenschutzes bei der ABU. „Wir schauen nun auf 17 Jahre erfolgreicher Kooperation von Landwirtschaft und Naturschutz zurück“ bilanziert der Biologe zufrieden. Beide Weihenarten konnten in der Hellwegregion von Unna bis Salzkotten und auf der Paderborner Hochfläche auf einem immer noch beachtlichen Bestandsniveau gehalten werden: Wiesenweihen mit rund 15 bis 30 und Rohrweihen mit 30 bis 40 Brutpaaren. „Ohne den seit den 1960er Jahren praktizierten Nestschutz wäre die landesweit einzige dauerhafte Population der Wiesenweihe sicherlich inzwischen ausgestorben“, so die Prognose des erfahrenen Naturschützers.
Dies war nur durch die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landwirten möglich. „Allen Landwirten, die Schutzzonen für die Weihennester einrichteten, mir Hinweise auf Weihennester gaben oder mich anderweitig unterstützten, möchte ich an dieser Stelle persönlich für die langjährig gute Zusammenarbeit danken“, erklärt der Biologe.
„Die alljährlich durchgeführte Erfassung der Weihennester und der intensive Nestschutz sind die Grundlage für den hohen Bruterfolg der Weihen in den Getreidenestern und damit für den Fortbestand der Weihenpopulationen“, stellt Hubertus Illner zufrieden fest.
Diese Zahlen verdeutlichen den Umfang und den Erfolg der Schutzarbeit: Im Zeitraum von 2006 bis 2022 wurden insgesamt 269 Schutzvereinbarungen, davon 188 für die Wiesenweihe und 81 für die Rohrweihe, mit über 100 Landwirten getroffen. Dadurch wurden insgesamt 77% der jungen Wiesenweihen und 59% der jungen Rohrweihen vor dem Ausmähen durch die Mähdrescher bewahrt. Die Bewirtschafter der Schutzzonen erhielten aus Landesmitteln Entschädigungen für den Ertragsausfall.
Die meisten Wiesen- und Rohrweihen am Hellweg brüten im europäischen Vogelschutzgebiet „Hellwegbörde“, das im Jahr 2004 ausgewiesen wurde. „In den Feldfluren zwischen Erwitte und Geseke gelang es durch den Vertragsnaturschutz den Anteil von extensivierten Ackerflächen großflächig auf etwa 10% anzuheben, wodurch das Nahrungsangebot für die Weihen (Wühlmäuse, Kleinvögel, Heuschrecken) erheblich vergrößert wurde“, so das Urteil des Greifvogelexperten. „In der Folge sind dort die Brutbestände der Wiesenweihe sogar wieder leicht angestiegen“, stellt Hubertus Illner erfreut fest. Seine Hoffnung ist, dass sich Landwirte auch in den anderen Teilen des Vogelschutzgebietes verstärkt am Vertragsnaturschutz beteiligen, um die Bestände beider Weihenarten möglichst wieder auf das Niveau zur Zeit der Ausweisung des Vogelschutzgebietes anzuheben.
Im Jahr 2022 gab der erfahrene Weihenschützer Hubertus Illner seine Kenntnisse an seine jungen Nachfolger weiter. „Wir werden nun das Schutzprogramm in der bewährten Kooperation mit der Landwirtschaft fortführen, um diese einzigartigen Greifvögel in den Hellwegbörden zu erhalten“, ist Patrick Hundorf überzeugt, der das Nachfolgerteam nun leitet.